FLIMMO ist ein umfangreicher Ratgeber für Eltern von Kindern zwischen 3 und 13 Jahren. Hier werden Inhalte aus TV, Streaming, YouTube und Kino beschrieben und mit sehr differenzierten Altersempfehlungen versehen. Ampelfarben zeigen auf einen Blick, ob ein Film, eine Serie oder ein YouTube-Kanal für Kinder geeignet ist oder auch nicht. Außerdem bietet FLIMMO viele weitere Informationen zur Medienerziehung.
Träger von FLIMMO ist der gemeinnützige Verein Programmberatung für Eltern.
Verena Weigand: Da gibt es auch ganz klar positive Elemente. Zunächst einmal sprechen wir gar nicht mehr zwingend von Fernsehen, weil Kinder inzwischen ab dem Krippenalter auf sehr vielen verschiedenen Wegen Bewegtbild-Inhalte wahrnehmen und das lineare Fernsehen nur noch ein Kanal von vielen ist. Aber in allen verschiedenen Medien gibt es gute Inhalte für Kinder, die Wissen und Unterhaltung in einer ansprechenden Art zusammenbringen. Wenn sie z. B. Einblicke in andere Kulturen und in neue Themen ermöglichen, tragen sie ganz entscheidend dazu bei, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Außerdem wissen wir, dass Kinder Geschichten brauchen, und die kann man natürlich nicht nur über Vorlesen und Lesen, sondern auch über Filme zugänglich machen. Wenn Kinder in Filmen positive Identifikationsfiguren finden, dann wachsen sie daran und entwickeln sich weiter. Die Wendungen in Geschichten stellen sie vor die Frage, wie sie sich selbst verhalten würden. So tragen sie zur Wertevermittlung und Orientierung bei: Was bedeutet es z. B., erwachsen zu werden, welche Normen gibt es? Diese Hilfe zur Bewältigung von Entwicklungsaufgaben findet man in guten Fernsehsendungen. Und natürlich kann es auch ein schönes Erlebnis sein, gemeinsam etwas anzuschauen, auch in der Familie. Aus meiner Sicht kann es also durchaus positiv sein, wenn Kindern mit gewissen Regeln und Vorgaben, z. B. zur Nutzungszeit, der Zugang zum Fernsehen ermöglicht wird.
Verena Weigand: Dazu haben wir uns bei FLIMMO viele Gedanken gemacht und bestimmte Kriterien entwickelt, die wir bei der Bewertung von Filmen oder Serien prüfen. Eines davon ist z. B. Humor, der ist ganz wichtig bei Kindern. Dann geht es natürlich um Wissensvermittlung, aber auch um Spannung, denn die Kinder sollen ja auch ein bisschen an der Handlung dranbleiben. Weiterhin geht es um Vorbilder für die Kinder und um die Botschaft, die vermittelt wird. Außerdem ist die Machart wichtig, z. B. wie schnell der Film geschnitten ist. Da kommt es natürlich sehr auf das Alter der Kinder an. Bei Zeichentrickfilmen achten wir darauf, ob sie sorgfältig und qualitätsvoll gemacht wurden: Ist es eine liebevolle Gestaltung oder einfach nur ein Einheitslook?
Verena Weigand: Da gibt es die Kriterien, die in den Freigaben der Freiwilligen Selbstkontrolle und im Jugendmedienschutz festgeschrieben sind. Dabei geht es um Inhalte, die Kindern in einem bestimmten Alter schaden können, wie Gewalt, Sexualität, aber auch stereotype Darstellungen, Rassismus, fragwürdige Rollenbilder – all das fließt in die Beurteilung ein. Bei FLIMMO haben wir dann nochmals differenzierte Altersempfehlungen, die sich nach pädagogischen Kriterien richten. Aber ganz wichtig ist es aus unserer Sicht, dass Eltern auch bei Sendungen, die für das Alter ihres Kindes freigegeben sind, noch einmal individuell einschätzen, wie weit ihr Kind ist und was ihm zugemutet werden kann. Da gibt es große Unterschiede zwischen Kindern. Besonders aufpassen muss man bei der Nutzung von YouTube oder TikTok. Da tauchen manchmal ganz unvermittelt Elemente auf, die Kinder überfordern, weil Trailer oder Clips sehr plötzlich in ein Bewegtbild „reinspringen“. Dazu bekommen wir auch häufiger mal Anfragen oder Beschwerden von Eltern.
Verena Weigand: Grundsätzlich denke ich, dass man das Kind für eine begrenzte Zeit auch mal alleine schauen lassen kann. Es ist nicht zu verurteilen, wenn Eltern den Fernseher nutzen, um ungestört mal kurz etwas Anderes zu machen. Dann sollte man vorher eine geeignete Sendung aussuchen und möglichst in der Nähe sein. Man muss nicht im gleichen Raum sein, aber vielleicht hört man mit einem halben Ohr mit und bekommt mit, dass gerade eine Werbepause kommt oder vielleicht doch unpassende Inhalte dabei sind. Und wenn man entscheiden möchte, ob die Sendung für das Kind passt, ist es vor allem wichtig darauf zu achten, wie das Kind darauf reagiert. Da kann man erspüren, ob das jetzt zu viel wird und das Kind überfordert ist, und dann kann man z.B. an einem anderen Tag zusammen weiterschauen. Auch da finde ich es sehr wichtig, auf das Kind einzugehen und es individuell zu beobachten.
Verena Weigand: Ungern. Auf der FLIMMO-Seite stehen Einschätzungen, aber auch hier sollte man individuell schauen. Jüngere Kindern sollten nicht gewohnheits- und regelmäßig jeden Tag Zeit vor dem Bildschirm verbringen. Man kann auch vereinbaren, an einem Tag ein bisschen länger zu schauen und an einem anderen Tag etwas Anderes zu machen. Wenn Kindern eine andere spannende Beschäftigungsmöglichkeit haben, z. B. sich verabreden oder draußen mit anderen spielen, ist ihnen das ja oft viel lieber als der Medienkonsum.
Unterstützung für
Eltern bei der
Medienerziehung –
Drei Tipps von
Verena Weigand
Klicksafe ist ein umfangreicher Ratgeber, der Eltern dabei unterstützt, ihr Kind bei der Nutzung von digitalen Medien zu begleiten. Das Ziel ist ein sicherer, fairer und selbstbestimmter Umgang mit Internet, digitalen Spielen, Smartphones und Apps. Hier geht es um Grundsätzliches – wie z.B. Sicherheit beim Surfen -, aber auch um aktuelle Einschätzungen neuer Trends und Spiele. Klicksafe ist Teil einer EU-Initiative zur Sicherheit im Internet.
Hier finden Eltern Informationen über technische Schutzlösungen für die Geräte, Dienste und Apps ihres Kindes. Außerdem können sie sich auf Basis des Alters des Kindes und der von ihm genutzten Geräte und Dienste eine maßgeschneiderte Schutzlösung erstellen. Das Angebot ist auch in leichter Sprache verfügbar. Träger des Angebots sind vier Landesmedienanstalten und klicksafe. [nbsp]