Hier geht es darum, digitale Geräte und Dienste kindersicher zu gestalten. Der Medien-kindersicher-Assistent schlägt altersgemäße individuelle Schutzlösungen vor, und die Eltern erhalten Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die Einrichtung von Kinderschutzfunktionen auf Smartphones, Tablets, Spielkonsolen, Routern, Smart-TVs und in Apps wie TikTok, YouTube oder Spotify. So können sie z. B. Bezahlmöglichkeiten sperren, Jugendschutzeinstellungen vornehmen, Zeitbegrenzungen und Nutzungszeiträume festlegen. Das Angebot steht auch in leichter Sprache zur Verfügung.
Cem Karakaya: Digitale Medien ermöglichen neue Formen der Kommunikation – ich finde es zum Beispiel wunderbar, dass meine Tochter über Videotelefonate einen engen Kontakt zu ihren Großeltern in der Türkei halten kann. Aber je jünger die Kinder sind, desto mehr profitieren sie von analogen Erfahrungen und Papier: Bücher lesen, mit Stiften auf Papier malen, Brettspiele usw. Aber natürlich läuft vieles im Leben digital, und darauf sollten Eltern ihre Kinder gut vorbereiten – bevor sie selbstständig online unterwegs sind.
Cem Karakaya: Themen wie Datenschutz, sichere Passwörter, Phishing-Mails oder der Umgang mit persönlichen Fotos gehören früh auf den Tisch. Eltern sollten ihre Kinder dafür sensibilisieren: Warum ist etwas kostenlos – stellen uns freundliche Menschen einfach so all diese Kommunikationskanäle zur Verfügung? Was passiert eigentlich mit meinen Daten? Was ist ein sicheres Passwort? Das ist wichtig, denn stell Dir vor, Dein Konto wird missbraucht, um Lehrer zu beleidigen und Du musst beweisen, dass Du es nicht warst. Und ganz wichtig: Setze Deinen Account auf privat – damit nur echte Freunde Zugriff auf deine Inhalte haben. Behandle Deine persönlichen Daten wie einen Schatz und veröffentlich niemals deinen vollen Namen, deine Adresse oder Telefonnummer im Internet – das sollten Kinder wissen.
Cem Karakaya: Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Jeden Tag gibt es rund 300.000 Viren und Trojaner, d.h. man sollte seine Geräte immer aktuell halten und bei Updates nicht auf „später“ verschieben. Aber natürlich kann man sich schützen, und dafür empfehle ich medien-kindersicher.de. Dort gibt es gute Anleitungen für alle Geräte – vom Router, das Smartphone und die Spielkonsole bis hin zum über Smart-TV. Man kann den Kindern auch einen Gastaccount mit begrenzten Nutzungszeiten einrichten oder bei Streamingdiensten einstellen, dass bestimmte Altersgrenzen beachtet werden – es lohnt sich, diese Zeit zu investieren. Aber es lassen sich nicht alle Risiken technisch ausschließen.
Cem Karakaya: Eine gute Kommunikation und ein vertrauensvoller Umgang zwischen Eltern und Kindern ist die beste Prävention. Kinder sollten wissen, dass sie zu ihren Eltern kommen können, wenn ihnen etwas komisch vorkommt, z. B. wenn jemand versucht, mit ihnen in Kontakt zu kommen und sich plötzlich ihr Bauchgefühl meldet. Gemeinsam schaut man sich das dann auf dem Bildschirm an und überlegt, was zu tun ist. Fehler sind erlaubt – wichtig ist, dass sie nicht aus Angst verschwiegen werden. Und Vertrauen ist immer besser als Verbote – Kinder sind erfinderisch, wie sie diese umgehen können.
Cem Karakaya: Auf die Frage „Wie war es heute in der Schule?“ wird man immer nur „Gut“ hören. Seien Sie erfinderisch, fragen Sie, was heute das Schönste war, wie viele Punkte Ihr Kind dafür geben würde - interessieren Sie sich für die Interessen Ihres Kindes und seine Freunde. Das gilt auch für die Online-Welt Ihres Kindes. Welche Spiele nutzt es, was fasziniert es daran? Auch Eltern können mitspielen. So kommt man ins Gespräch und entdeckt manchmal Alternativen zu bestimmten Online-Angeboten. Und natürlich ist es wichtig, dass die Kinder auch im analogen Leben Dinge tun, die ihnen Spaß machen – Sport, Musik oder andere Hobbys. Dann bleibt schon automatisch weniger Zeit für Bildschirmmedien.
Cem Karakaya: Ein Smartphone setzt Medienreife voraus, zum Beispiel, dass die Kinder genau zwischen Realität und Virtualität unterscheiden können. Das können Kinder noch nicht. Andererseits ist es unrealistisch zu warten, bis ein Kind 16 ist, bevor es ein Smartphone bekommt. Aber man sollte klarmachen: Das Gerät gehört den Eltern, und die Kinder dürfen es nutzen, wenn sie sich an bestimmte Regeln halten, zum Beispiel „Beim Lernen ist das Handy aus“. Eltern sollten auch vermitteln und vorleben: Man muss nicht auf jede Nachricht sofort reagieren. Medienkompetenz heißt, selbst entscheiden zu können – statt sich unter Druck setzen zu lassen. Und natürlich sollten Regeln besprochen und durchgesetzt werden. Man kann sich auch überzeugen lassen, wenn das Kind gute Argumente hat – aber es sollte auch klar sein, dass wir als Eltern die Verantwortung haben, unsere Kinder zu begleiten. Unter mediennutzungsvertrag.de gibt es übrigens viele gute Anregungen für sinnvolle Regeln.
Cem Karakaya: Kinder beobachten sehr genau, und natürlich prägt unser Vorbild sehr. Das fängt schon damit an, dass Eltern keine Fotos ihrer Kinder ins Netz stellen sollten – sie verschwinden nicht, und was heute vermeintlich „süß“ ist, kann später für die Kinder sehr peinlich und nachteilig sein. Keine Geräte am Esstisch - das gilt natürlich auch für Eltern, genauso wie man das eigene Smartphone nachts weglegt. Und wenn ich selbst die ganze Zeit auf mein Smartphone schaue, brauche ich meinem Kind nicht zu sagen, dass es das Gerät weglegen soll - Eltern prägen durch ihr Verhalten viel mehr als durch Worte.
Cem Karakaya: Ich halte viele Vorträge und erlebe oft, dass junge Erwachsene rückblickend sagen: „Ich bin froh, dass meine Eltern mir damals Grenzen gesetzt haben.“ Es geht nicht um Kontrolle, sondern um Begleitung. Medienkompetenz ist Lebenskompetenz, sie muss von Eltern gefördert werden, sie entwickelt sich mit der Zeit, es wird nicht ohne Auseinandersetzungen gehen – aber wenn Kinder und Jugendliche gut mit den digitalen Chancen und Risiken umgehen können, machen wir sie fit fürs Leben und müssen uns weniger Sorgen um sie machen. Das ist unsere Aufgabe als Eltern.
Fragfinn.de
Diese Website bietet 6-12jährigen Kindern einen sicheren Einstieg ins Internet, indem sie ausschließlich geprüfte und kindgerechte Inhalte zugänglich macht. Medienpädagog:innen haben über 5.000 Webseiten überprüft und eine Empfehlungsliste erstellt, die sie regelmäßig aktualisieren, um einen geschützten und kindgerecht gestalteten Surfraum zu gewährleisten. So werden Kinder vor ungeeigneten Online-Inhalten geschützt, ohne dabei ihre Eigenständigkeit einzuschränken. Fragfinn bietet außerdem eine kostenlose App für Smartphones und Tablets an, die den Zugang zu den geprüften Seiten ermöglicht. Unter fragFINN für Eltern sind viele weitere Informationen und Tipps für Eltern zu finden.
Mediennutzungsvertrag.de
Diese Website hilft Eltern und Kindern, gemeinsam Regeln zur Mediennutzung festzulegen. Über eine interaktive Plattform lassen sich individuelle Verträge zu Themen wie Bildschirmzeit, Apps oder Internetnutzung erstellen. Eltern und Kinder gestalten die Vereinbarungen gemeinsam, was den Austausch in der Familie fördert und die Medienkompetenz stärkt. Ergänzend gibt es viele Tipps für einen sicheren Umgang mit digitalen Medien.