Erfolgreiche Suchtprävention in der Grundschule – das Beispiel Cannabis
Jugendliche aus 9. Klassen, die in der Grundschule bei Klasse2000 mitgemacht haben, konsumieren seltener Cannabis als Gleichaltrige, die nicht bei dem Programm dabei waren – das zeigt eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Das Spannende daran: bei Klasse2000 ist Cannabis gar kein Thema. Wie kann es also sein, dass das Programm in diesem Bereich eine Wirkung hat?
Die Studienergebnisse
Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen befragte 2016/17 Jugendliche aus 479 Klassen der 9. Jahrgangsstufe. Es wurde auch danach gefragt, wer in der Grundschule bei Klasse2000 mitgemacht hatte.
Dabei stellte sich heraus:
- Jugendliche, die in der Grundschule an Klasse2000 teilgenommen hatten, konsumierten deutlich seltener Haschisch oder Marihuana als Jugendliche der Kontrollgruppe.
- Jugendliche aus der Klasse2000-Gruppe weisen seltener einen besonders problematischen Konsum von Haschisch (mehrmals im Monat) auf.
Erfolgreiche Cannabisprävention, ohne über Cannabis zu sprechen
Klasse2000 begleitet Kinder von Klasse 1 bis 4 mit der Leitfrage „Was kann ich tun, damit es mir gut geht und ich mich wohlfühle?“. Die Erfahrung und das Wissen, mit dem eigenen Handeln etwas Positives bewirken zu können, bestärkt die Schülerinnen und Schüler während ihrer Grundschulzeit.
Konkrete Suchtmittel werden in der 4. Klasse thematisiert. Dann geht es um Alkohol und Zigaretten, da diese Suchtmittel im Alltag sehr präsent sind und Jugendliche mit ihnen i.d.R. als erstes in Kontakt kommen. Über Cannabis wird dabei nicht gesprochen. Dass Klasse2000 dennoch positive Wirkungen auf den geringeren Cannabiskonsum im Jugendalter hat, kann man darauf zurückzuführen, dass das Programm die Lebenskompetenzen der Kinder stärkt. Dieser Ansatz hat die früher praktizierte „Abschreckungsmethode“ abgelöst und sich als bester Weg der Suchtprävention erwiesen.
Lebenskompetenzen machen Kinder stark
Entscheidungen gut abwägen und Probleme lösen, kreativ und kritisch denken, mit anderen gut kommunizieren und Freundschaften pflegen, eigene Stärken und Schwächen kennen und sich in andere einfühlen können, Gefühle angemessen bewältigen und mit Stress umgehen – wer das kann, ist fit fürs Leben.
Lebenskompetenzen tragen dazu bei, schwierige Lebenssituationen ohne Suchtmittelgebrauch und Gewalt meistern zu können.
In Krisen hilft es z. B., sich entspannen zu können, sich bei anderen Hilfe und Unterstützung zu holen, über ein Problem nachdenken und verschiedene Handlungsoptionen abwägen zu können, bei Konflikten auch die Perspektive der anderen Person einnehmen zu können.
Klasse2000 stärkt diese Kompetenzen bereits in der Grundschule, z. B.
- Lernen die Kinder schon in der 1. Klasse einfachste Entspannungsmethode der Welt kennen, die tiefe Bauchatmung.
- Sie reflektieren in der 2. Klasse, was sie persönlich anstrengt und entspannt.
- Anhand der Körpersprache üben sie, die Gefühle ihres Gegenübers zu erkennen und überlegen, wie sie angemessen darauf reagieren können.
- Mit der KLARO Zauberformel lernen sie in der 3. Klasse ein einfaches Schema zum Umgang mit unangenehmen Gefühlen wie Angst und Wut kennen.
- In Rollenspielen üben sie in der 4. Klasse das Nein-Sagen zu Tabak und Alkohol, was sie dazu befähigt, dies auch auf andere Situationen mit Gruppendruck übertragen zu können.
All das stärkt ihre Lebenskompetenzen und ihre Zuversicht, mit ihrem Handeln etwas bewirken zu können. Dadurch werden Resilienz und Schutzfaktoren gestärkt, und Problemverhalten wird frühzeitig entgegengewirkt. So erhöhen sich die Chancen auf ein zukünftig gesundes Leben ohne Sucht und Gewalt.
Prävention und die Legalisierung von Cannabis
Die Legalisierung von Cannabis ist umstritten. Einig sind sich aber alle Fachleute darin, dass die Präventionsbemühungen verstärkt werden müssen. Dafür bereitet Klasse2000 eine wichtige Basis – das zeigt die Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Aufgrund der großen Verbreitung des Programms, an dem aktuell 15,6% aller Grundschulklassen teilnehmen, leistet es also bereits jetzt einen wichtigen Beitrag für eine breite und wirksame Prävention von Sucht und Gewalt.